Drei Merletten flattern im Wüstenwind

Wie das Wappen der Stadt zum Hindukusch kam

 

von Peter Steinert, NW Bad Oeynhausen


CDU-Stadtverbandsvorsitzender Lothar Gohmann wollte angesichts der immer wieder aufkeimenden Kritik am deutschen Einsatz in Afghanistan den Soldaten seine Verbundenheit beweisen und schickte eine Fahne mit dem Stadtwappen Bad Oeynhausens an den Hindukusch. Der Empfänger war nach langen Suchen ein Bad Oeynhausener Offizier – der Bote Verteidigungsminister zu Guttenberg.

Oberleutnant Lars Brinker (l.) und CDU Stadtverbandsvorsitzender Lothar Gohmann im Garten auf der LoheOberleutnant Lars Brinker (l.) und CDU Stadtverbandsvorsitzender Lothar Gohmann im Garten auf der Lohe


Masar-i-Scharif/Bad Oeynhausen.
Locker geht anders. Mit gemischten Gefühlen folgte Lars Brinker der Einladung zum Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in Afghanistan. „Das passiert nicht alle Tage, dass man beim Zwei-Sterne-General zu Besuch ist“, sagt der Bad Oeynhausener, der als Oberleutnant am Hindukusch stationiert war. Eine Fahne, so hatte der 37-Jährige gehört, solle überreicht werden. Doch das, was Generalmajor Hans-Werner Fritz dann entrollte, war nicht schwarz-rot-gold sondern rot-blau-silber: die Fahne mit dem Stadtwappen Bad Oeynhausens.


Hinter diesem ungewöhnlichen Gruß aus der Heimat steckte Lothar Gohmann. Der hatte in seiner Funktion als CDU-Stadtverbandsvorsitzender Ende April Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei seinem Besuch in der Kurstadt kennengelernt und einen günstigen Moment abgepasst.


„Es kam mir darauf an, dass die in Afghanistan stationierten deutschen Soldaten wissen, dass in der Heimat an sie gedacht wird. Die halten da auch für uns ihren Kopf hin. Und deswegen habe ich dem Minister ein Buch sowie die Fahne Bad Oeynhausens zur Weitergabe überreicht.“


Es vergingen zwei Monate, ehe Gohmann wieder etwas von dem gut gemeinten Bad Oeynhausener Gruß hörte. „Ich dachte schon, dass die beiden Sachen in irgendeiner Berliner Asservatenkammer gelandet wären.“ Gohmann irrte, der Verteidigungsminister hielt Wort. Was ihm der Kommunalpolitiker hoch anrechnet: „Erstens, dass er sich bemüht hat. Zweitens, dass er sogar einen Bad Oeynhausener Soldaten ausfindig machen konnte. Denn davon gibt es dort sicher nicht so viele. “


Dabei hätte dieser eine Empfänger das zusammengerollte Päckchen fast verpasst. Obwohl darüber auf Radio Andernach, dem Sender für die deutschen Truppen, berichtet worden war. „Eine Radio-Redakteurin hatte mir beim gemeinsamen Kaffee davon erzählt und gesagt, dass die Fahne beim obersten Befehlshaber zur Abholung bereit liegt.“ So kam der Bad Oeynhausener in den Genuss einer zehnminütigen Visite beim Zwei-Sterne-General und den Besitz des guten Stücks mit den stilisierten Enten (Merletten genant), einer Leiter und der Werre mittendrin.


Mittendrin im Camp Marmal flatterten tagsdrauf die drei Merletten im afghanischen Wind. „Das Lager liegt mitten in der Wüste. Wenn da ein Sandsturm aufkommt, dann geht da nichts mehr. Von der deutschen Fahne ist zuletzt nur noch ein halber Adler übrig geblieben“, erzählt Lars Brinker, dem als Zugführer im Camp Marmal nahe Masar-i-Scharif 16 Mann unterstellt waren.


„Wir waren für die Kampfmittelbeseitigung zuständig und suchten außerhalb des Camps in einem Radius von 12 bis 13 Kilometer nach Blindgängern wie Raketen oder Minen. Im Camp waren wir für die Fahrzeugkontrollen am Eingang zuständig“, sagt der Vater von zwei Jungs, der unlängst seinen dritten zehn Wochen dauernden Afghanistan- Einsatz beendete. „Passiert ist zum Glück nie etwas“, freut sich der in Diepholz stationierte Berufs-Soldat.


Mittlerweile ist er zu Frau Manuela und den beiden Kindern zurückgekehrt. Mit im Gepäck die Fahne, die nun im Garten auf der Lohe locker am Mast weht. Festhalten wolle er am schicken Tuch aber nicht: „Wenn einer kommt und sagt, dass er die Fahne mit nach Afghanistan nehmen will, dann gebe ich sie gerne weiter“, macht Lars Brinker unmissverständlich deutlich